Welche Auswirkungen hat ein Blackout

Die Auswirkungen hängen immer von der Dauer des Blackouts ab. Bitte beachten Sie die Definition eines Blackouts. Ein bis zwei Tage kein Strom in einer mittelgroßen Stadt, aber ansonsten normale Stromversorgung, das ist ein Stromausfall, aber kein Blackout. So etwas gab es mehrere Male.

Die Auswirkungen waren unbequem und unangenehm, aber nach einiger Zeit kam immer Hilfe aus umliegenden Gebieten und nach einiger Zeit funktionierte die Stromversorgung wieder. Zum Beispiel 2005 bei der Schneekatastrophe im Münsterland.

Beim Blackout ist das anders - es gibt keine umliegenden Gebiete, die helfen können.

Wie bereits zuvor erwähnt, definiert das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe einen
Blackout als einen

  • Stromausfall, der mindestens 72 Stunden dauert
  • und sich mindestens über mehrere Bundesländer erstreckt.

Der entscheidende Unterschied zu einem Stromausfall ist, dass Hilfe von außerhalb örtlich und zeitlich nicht zur Verfügung steht.

Der Stromausfall im Münsterland 2005 dauerte zwar vier Tage, aber aus der Umgebung wurde Hilfe geleistet. Hilfe stand örtlich zur Verfügung.

Beim Stromausfall 2006 in mehreren westeuropäischen Länder durch eine Fehlschaltung wegen der Schiffspassage auf der Ems stand zwar keine örtliche Hilfe "von nebenan" zur Verfügung, aber das Stromnetz konnte nach einigen Stunden wieder aufgebaut werden. Hilfe stand zeitnahe zur Verfügung.

Beim Blackout steht nichts zur Verfügung. Beim österreichischen Fernsehsender ORF ist dazu
Anfang November ein Film erschienen, der sehr gut veranschaulicht, was ein Blackout bedeutet.

Ein Blackout hat Auswirkungen auf folgende Bereiche unserer Gesellschaft:

Beleuchtung
Wasserversorgung
Abwasserentsorgung
Kommunikation
Verkehr
Heizung und Klimaanlagen
Aufzüge
Pflegeheime
Krankenhäuser
Supermärkte
Medikamtenversorgung
Familienzusammenführung
Sicherheit
Kühlung von Atomkraftwerken (wahrscheinlich nicht, siehe
Anmerkung)
Entsorgung von Abfällen aller Art

Die Liste lässt sich wahrscheinlich noch um weitere Aspekte verlängern.

Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) sagt, dass ein Blackout zu einem
Kollaps der gesamten Gesellschaft führen wird.

In Kürze wird hier eine Liste von Aspekten eingefügt, die durch einen Blackout
NICHT beeinträchtigt werden.
(Das schrieben wir vor einigen Monaten. Wir haben keine Aspekte gefunden, die durch einen Blackout nicht beeinträchtigt werden. Falls Sie einen kennen, schreiben Sie uns bitte eine E-Mail.)

Andere Fachleute sagen, nach vier Tagen sind wir im Mittelalter, nach acht Tagen in der Steinzeit. Das werden einige Leser als übertrieben empfinden. Lesen Sie einfach die Details zu den oben genannten Bereichen und überlegen Sie dann noch mal in Ruhe.

Zur möglichen Dauer eines Blackouts haben wir auf Nachfrage von Professor Dr. Rechenbach,
dessen Vortrag hier zusammengefasst wurde, freundlicherweise folgende Antwort erhalten (Zitiererlaubnis liegt vor):

In dem Vortrag habe ich unter anderem ausgeführt, dass die Wiederherstellung des europäischen Synchron-Netzes bis zu drei Wochen Zeit in Anspruch nehmen wird. Dies bedeutet jedoch nicht, dass ganz Europa für drei Wochen im Blackout ist. Es ist die Zeit, die erforderlich sein wird, um den ursprünglichen Zustand des Synchron-Netzes wieder herzustellen. Gleichwohl wird es in diesem Zeitraum Regionen geben, die für einige Stunden oder gar Tage ohne elektrische Energieversorgung sein könnten bzw. immer wieder für kurze Zeiträume eine Abschaltung erfolgt. Sollten infolge der massiven Störung auch Anlagenteile beschädigt werden, kann es regional auch länger dauern.

Das europäische Synchron-Netz hat eine Ausdehnung von Dänemark bis zur Türkei und schließt auch Teile Nordafrikas mit ein (siehe ETSO). Bei einer massiven Störung innerhalb dieses Netzes, erfolgt von den Steuerungszentralen eine Separierung von Teilen des Netzes (dies muss nicht zwingend den nationalen Grenzen folgen). Innerhalb dieser getrennten Teile wird dann weiter versucht eine Stabilisierung herbeizuführen. Dabei müssen ggf. weitere Netzbereiche abgeschaltet werden, in deren Folge Versorgungslücken größerer Regionen eintreten können. Dies ist in der Vergangenheit mehrfach vorgekommen. Insbesondere im Zusammenhang mit Extremwetterereignissen (wie z.B. ein Blizzard) kann es zu einer deutlich massiveren Störung (z.B. absinken der Netzfrequenz unter 48,5 Hz). Gelingt dann die genannte zeitgerechte Separierung nicht, kann das gesamte Netz instabil werden. Dabei erfolgen automatische Zwangsabschaltungen, um eine Gefährdung der technischen Anlagenteile zu begrenzen bzw. auszuschließen. Dies bedeutet, dass die Steuerungszentralen in ihren Möglichkeiten deutlich eingeschränkt sind. Dies kann zu weiträumigen Ausfällen der elektrischen Energieversorgung führen. Dabei wird es auch einzelne regionale Inseln geben, die stabil die Versorgung gewährleisten (mehr zufällig als vorhersehbar).

Trotz aller Absprachen der beteiligten Netzinfrastrukturbetreiber sowie der Kraftwerksbetreiber und der Erstellung entsprechender Handlungsanweisungen, lässt sich der Prozess in Abhängigkeit zu Störungen nur sehr begrenzt trainieren. Die Interaktion automatisierter Sicherheitsprozesse in Kombination mit dem Eingreifen der Operateure in Abhängigkeit zur Ursache der Störung, kann eine vollständige Instabilität des Synchron-Netzes zur Folge haben.
(Zitatende)


Zur Problematik der Kühlung von Atomkraftwerken

Oft wird die Sorge geäußert, dass bei einem Blackout die Kühlung von Atomkraftwerken ausfällt und es nach kurzer Zeit zu einer Kernschmelze kommen wird. Das ist bei den AKWs in der Schweiz nicht der Fall, denn die können sich und damit auch die Kühlung selbst mit Strom versorgen.

Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI
teilt mit, dass die Kernkraftwerke in der Schweiz mithilfe von Eigenstromproduktion und Notstromaggregaten für die Sicherheitssysteme genug Energie zur Verfügung haben, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten.

2011 haben die Kernkraftwerke in der Schweiz im Rahmen des EU-Stresstests nachgewiesen, dass das Szenario „Verlust der externen Stromversorgung“ (Loss of Offsite Power LOOP) in allen Werken in der Schweiz durch mehrfache und diversitäre Versorgungsmöglichkeiten abgedeckt ist.

Bei einem Blackout werden die Kernkraftwerke ordnungsgemäss in den „Inselbetrieb“ überführt. Die Abkopplung in die Eigenversorgung geschieht vollautomatisch. Der Reaktor fährt seine Leistung auf das benötigte Niveau für den Eigenbedarf herunter und liefert Strom für alle Systeme einschliesslich der Sicherheitssysteme. Der Betrieb für den Eigenbedarf kann so lange wie nötig aufrecht erhalten bleiben.

Dies steht im Gegensatz zu der in der Öffentlichkeit verbreiteten Meinung, dass AKWs bei einem Blackout zu einer nuklearen Katastrophe führen würden.

Obiges gilt für die AKWs in der Schweiz. Ob es auch für die AKWs in anderen Ländern gilt, ermitteln wir gerade. Sobald die Antworten vorliegen, werden sie hier veröffentlicht.

Eine weitere Frage, die noch nicht beantwortet ist, betrifft die Kühlung der Lagerstätten für abgebrannte Brennelemente. Auch dazu holen wir zur Zeit Informationen ein.

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